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Das Haus des Volkes in Probstzella - 
ein wiederentdeckter Juwel der Bauhaus-Architektur

News & Stories — 12. February 2024
Inmitten des grünen Thüringer Waldes liegt direkt an der Bahnstrecke die kleine Stadt Probstzella. Bei der am Hang gelegene Stadt überragt vor allem ein Gebäude das Ensemble und trotzdem geriet dieser architektonische Juwel über Jahrzehnte in Vergessenheit: das Haus des Volkes in Probstzella.

Der in Probstzella ansässige Industrielle Franz Itting war Mitte der 1920er Jahre von der Idee begeistert, für seine Angestellten als auch die Bürger Probstzella ein Volkshaus zu errichten. Neben einem Hotel sollten vor allem Kulturveranstaltungen in diesem Gebäude Platz finden. Über die Verbindung seines Sohnes zum Dessauer Bauhaus kam der Kontakt zu Alfred Arndt zustande, der zu der Zeit als Formmeister die Tischlerei leitete. Es entstand ein fast monumentales Gebäude mit klarer Gliederung und expressionistischen Details.


Die gesamte Inneneinrichtung und auch die Gestaltung wurde von den Dessauer Werkstätten übernommen: Stoffe, Möbel, Lampen, Türgriffe und Schriftzüge waren Teil der Arbeiten. Auch technisch wagte Alfred Arndt modernes. Das Haus des Volkes wurde über die Abwärme aus Elektrizitätswerk von Franz Itting beheizt. Die Zuluft wurde über die Stahlbetonstützen geführt. Über den Turm erfolgte die Abluft.


Das Haus wurde mit Hotel und Theatersaal, Café-Pavillon und Park rege genutzt und zu einem überregionalen Anziehungspunkt.


Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1930 änderte sich dies schlagartig. Itting wurde als Sozialdemokrat verfolgt und überlebte das KZ Buchenwald. Das Haus des Volkes wurde umbenannt. In der DDR wurde Itting enteignet und er flüchtete bereits in den 1950er Jahren in das nur sechs Kilometer entfernte Bayern. Das Haus des Volkes wurde weiterhin als Kulturort betrieben und doch geriet das „Bauhaus-Erbe“ immer mehr in Vergessenheit. Das Bauhaus galt in der DDR-Führung als formalistisch und funktionalistisch, der besonders von den Amerikanern in Westdeutschland eingeführt wurde.


2003 wurde das gesamte Ensemble, das seit 1995 als Kulturdenkmal eingetragen war, als Treuhand-Objekt zur Versteigerung angeboten. Durch das große Engagement der damaligen Höchstbietenden, dem Ehepaar Nagel, konnte das Gebäude gerettet und seinem ursprünglichen Glanz wieder zugeführt werden. Ihre atemberaubende Geschichte und die Instandsetzung des Hauses kann in einer Dokumentation des MDR nachvollzogen werden. Wir wünschen viel Spaß und großes Staunen!

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