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Hochkultur 1 - Feine Gläser

News & Stories — 01. December 2018
by Matthias Kanter
Kultur ist Differenzierung, Hochkultur deren höchste Verfeinerung. Dazu brauchte es eine Gruppe Menschen, die eine Übereinkunft und deren Kriterien teilt und Regeln und eine Kritikfähigkeit entwickelt, um sie weitergeben und lehren zu können.

Jedes Gewerk ist im Kern Teil dieser Idee von Kultur.

Von Hochkultur sprechen wir in der Menschheitsgeschichte nur an bestimmten Orten und nur für begrenzte Zeiträume. Eine Hochkultur kann sich auch nur in wenigen Disziplinen besonders zeigen und selbst Wissenschaftsdisziplinen oder Sportarten sind in Kulturen sehr unterschiedlich qualitativ, quantitativ und zeitlich verankert.

Haltbare Dinge sind dabei die wirkungsvollsten Botschafter ferner Kulturen, aber auch deren "Wiederentdeckung und Würdigung " braucht in der Gegenwart ein aktuelles Interesse und eine Gruppenübereinkunft. Farbige Gläser sind seit alten Zeiten ein Ausdruck höchster Handwerkskultur. Wer die Sammlung chinesischer Glasvasen auf der Museumsinsel Hombroich bei Düsseldorf kennt, weiß wie sie uns sinnliches Zeugnis einer Jahrtausende alten Hochkultur geben.

In Europa erlebt die Glaskunst verschiedene Höhepunkte. Die kleine Insel Murano bei Venedig und die Glashütten der Lausitz sind sicher Orte dieser Hochkultur.

Nun stellen sich mir in der Gegenwart zwei Fragen. Zweihundert Jahre rasender technischer Fortschritt suggeriert uns ja auf fast allen Gebieten, sicher Teil einer Hochkultur zu sein. Unsere Autos und Smartphones sind wahre technische Wunderwerke und werden spätere Generationen von der Blüte unserer Kultur überzeugen? Da mich mein Handy, wenige Jahre im Schrank vergessen, schon nicht mehr so ganz begeistert, könnten auch durchaus die Zeitgenossen recht behalten, die unserer Epoche zukünftig nur mit gnadenloser Vermüllung und Raubbau verbunden sehen.

Sollen sie Recht behalten? Was war noch einmal Hochkultur? Die besondere (Gruppen-) Leistung und die Übereinkunft von Menschen, die diese Leistung anerkennt, beurteilen kann und weiterentwickelt.

An besonderen Einzel- und Gruppenleistungen fehlt es ja nicht. Unser Problem scheint die Übereinkunft und die Entwicklung unserer Kritikfähigkeit. Geschmack ist Glück oder Privatsache und eine gesellschaftsrelevante Gruppe zu finden, die sich darauf einigen könnte, was in einer bestimmten Sparte die größte kulturelle Leistung ist, scheint schwierig.

Mittels Auszeichnungen und Preisen versuchen Interessenverbände ihr Fachwissen für die Gesellschaft relevant zu machen, aber ein "Red Dot Award" gekrönter Pizzateller findet sich deswegen noch lange nicht bei unserem Lieblingsitaliener.

"Anything goes" und was sich gut verkauft, geht am besten. Aber ohne Übereinkunft keine Hochkultur, das hat die Geschichte gelehrt. Was wir aber auch wissen ist, dass die Gruppe nicht groß sein muss, die zur Hervorbringung einer außergewöhnlichen Kulturleistung beiträgt. Sie muss nur von einer kritischen (Mindest-) Menge der Gesellschaft getragen werden. So in unsere Zeit geschaut ist alles da.

Was heute degeneriert ist, verloren geht oder sich in einer kulturellen Abwärtsentwicklung befindet, hat oft nur die kritische Mindestmenge seiner existenziell wichtigen "Nutzer " unterschritten. Es liegt also an uns und unserer Achtsamkeit, auf welchem kulturellen Niveau sich unsere Gesellschaft befindet.

Da wir vergangenen Kulturepochen gerade am Niveau der Glasherstellung ihre Kulturleistung ablauschen wollen, lohnt ein Blick auf die Glasproduktion der Gegenwart.

Jeder Mensch nutzt täglich vielfach Gläser. Nun gibt es natürlich die "Arbeitstiere", denen wir wenig Beachtung schenken. Bei Glaskultur fällt uns vielleicht eher die besondere Vase ein.

Wir haben schon davon gehört, dass Designer im Glas immer besondere Herausforderungen entdeckt haben und viele Zeitgenossen können zwischen Pressglas, Formglas und mundgeblasenem Glas unterscheiden. Aber welches unserer verwendeten Gläser soll der Archäologe in hunderten Jahren finden, um möglichst gut von unserer Epoche und ihrem kulturellen Niveau zu denken?

Stellen Sie sich vor sie dürften einer Grundsteinlegungsbox ein Trinkglas beifügen. Welches würden Sie wählen und warum? Das "Geiziggeile", weil es längst kultureller Standard ist oder das Besondere, weil Sie noch einer Gruppe angehören, die einen Begriff wie Glaskultur kennen und lieben?

Meine Wahl wäre ein Gläserset von Lobmeyr, wohl wissend, dass ich nachfolgende Generationen damit arg täusche über das Niveau unserer Glaskultur. Aber allein, dass es diese Gläser 2015 am Markt noch gibt, zeigt, dass eine Mindestmenge an kulturell, ausreichend gebildeten Menschen noch heute vorhanden sind, diese Hochkultur zu ermöglichen.

So steht dieses "Nischenprodukt" auch für unsere Zeit und vielleicht war es mit den hochkulturellen Leistungen nie anders.

Wenn Sie jetzt glauben, die Qualität dieser Gläser liegt in der Bewahrung historischer Glasbläserkunst durch eine Traditionsfirma, muss ich noch einige Sätze ergänzen.

Die Entdeckung und Teilhabe an einer Hochkultur ist kein statischer Vorgang. Der tägliche Umgang mit diesen Gläsern macht etwas mit uns. Man kann sie nicht einfach benutzen. Sie fordern und fördern Achtsamkeit und beschenken uns mit Erlebnissen. Sie bereichern so unseren Alltag.
Und es ist ganz und gar kein Zufall sondern Ergebnis eines langen Entwicklungsprozesses, der in der Firma Lobmeyr seit Jahrzehnten von Künstlern gestaltet wird.

Handwerkliches Können trifft immer wieder auf künstlerische Ideen und materialisiert sich in einem Produkt, das weit mehr ist, als wir von ihm funktionell erwarten. Die neuen Lichtkunstobjekte "Ripple" von Lobmeyr sind in dieser Firmengeschichte so selbstverständlich angesiedelt und gleichzeitig jenseits von allem, was wir kennen.

Hochkultur kennt kein Alt und Neu, sondern fasziniert mit einer lebendigen, gegenwärtigen Präsenz, die in ihrer radikalsten und einfachsten Form auftritt. Ob wir ein Teil davon werden, hängt von uns ab.
Aber eines verspreche ich Ihnen: Wenn ein solches Produkt Teil Ihres Alltags wird, werden Sie nie kritisch den Preis erinnern, sondern sich von den Machern "beschenkt" fühlen.

Und so ist es auch!

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