Tischleuchte – EB28 – Édouard Buquet 1927
3,800.00 € |
(incl. 19% VAT) |
Ich sitze in der neuen Eigentumswohnung von Freunden.
Monatliches Nettoeinkommen des kinderlosen Paares aus Anstellung im öffentlichen Dienst, gut 5stellig. Man hat sich für eine gute Einbauküche und Betten als einzige Neuanschaffung neben der Wohnung entschieden. Ein gutes schlichtes Zweiersofa und aus dem Gebrauchthandel einen schönen Tisch von Álvaro Aalto waren vorhanden, sowie noch brauchbare Sitzgelegenheiten aus der Studienzeit.
Viel freier Platz und der wird auch frei bleiben. 38 Tage Jahresurlaub werden aktiv verreist, ein geschenkter Kleinwagen der Eltern, 10Jahre alt, hat 80000 km gerade erreicht und dient nur für Wochenendtrips über Land. Wenn Ihnen etwas besonders gut gefällt, wird es gekauft ohne übermäßig den Preis zu betrachten. Aber.
Es gefällt sehr wenig, besonders und wenn dann selten Beiden. Umzüge dürften noch Jahre mit einem VW Bus möglich sein. Ortswechsel.
Zürich. Universitäre Nomaden. Wohnen auf Zeit mit einem schwedischen Möbelhaus und alles ohne Träne zum Sperrmüll wenn neue Arbeitsorte rufen.
Persönliche Dinge passen in 3-4 Koffer.
Ich fühle mich angesteckt oder nur älter, gesättigter?
Wofür konnte ich mich alles begeistern?
Gut, Erfahrungen machen wählerischer und früher war auch mehr Lametta, aber da ist noch etwas schwer Fassbares.
Ganz erschrocken war ich über ein Gefühl schwindendens Begehrens für Artek durch den Verkauf an Vitra. So sehr es in Weil spürbar ist, wie dringend die blutarmen Designentwürfe die Vitra zusammengekauft hat von Álvaro Aalto und Kollegen bei Artek profitieren, so mehr müssen diese jetzt das schlechte Karma des Designhegemons mit Allmachtsphantasie verkraften.
Der Preis ist selten ein Hindernis sondern eher eine Herausforderung, die
das spätere Glück perfekt macht. Der Wiederverkaufspreis wird als Wert
erlebt, der ein gutes Gefühl gibt. Überschlagen werden nur die
übrigbleibenden Nutzungskosten.
Die Fastnixbraucher sind Verwandte im Geist, die aber zusätzlich den
Error vermeiden wollen.
Es sind völlig neue Konsumenten, die durchaus das, was wir mal Luxus
nannten, selektiv erwägen und erwerben, aber gleichzeitig auf vieles andere bewußt verzichten.
Einkommen und soziales Stellung können irritieren. Eine Espressomaschine
für 5000 Euro kann durchaus das langfristige Ziel eines Studenten sein
und ein Bürosystem von USM heißt nicht zwangsläufig auch einen Porsche
in der Garage zu haben.
Ein Haushalt aus einem Dutzend perfekt gewählter" Mitbewohner" ist
sicher noch kein Massenphänomen und meine Bekannten sicherlich nicht
repräsentativ.
Trotzdem ist das, was sich vielleicht mit "existenziellem Luxus "
beschreiben läßt, etwas, dass sehr gut in unsere bewegten Zeiten passt
und schon längst mehr als eine zufällige Beobachtung.
Gemeinsam haben wir die Erfahrung wie schwer es ist, in der scheinbaren
Vielfalt wirkliche Qualität und Schönheit zu finden, aber vielleicht war
es auch immer so.