Oswald Haerdtl war als Architekt, Designer und Architekturlehrer in Österreich und Polen tätig.
Unentschlossen, ob der Krieg oder die Kunstgewerbeschule für ihn das Richtige sei, entscheidet sich Oswald Haerdtl nach einem militärischen Freiwilligen Jahr für die Rückkehr 1919 nach Wien in die Klasse von Oskar Strnad an der Kunstgewerbeschule. Neben Oskar Strnad sind auch die Vorlesungen von Josef Frank prägend. 1921 schließt er sein Studium ab und erhält für seine Gesamtleistung im Studium den Eitelberger-Preis und als erster den neu geschaffen Staatspreis.
Nach dem Studium wird er Hilfslehrer in der Meisterklasse von Josef Hoffmann an der Kunstgewerbeschule. In Folge beschäftigen ihn verschiedene Ausstellungsgestaltungen, die als eigenständigste und beste Werke der frühen Periode von Oswald Haerdtl gelten. Er findet eine für Wien ungewohnt moderne Architektursprache, die auf dem einfachen Element der Fläche beruht und von De Stijl beeinflusst ist. Ab 1924 wird er Mitarbeiter in Josef Hoffmanns Privatatelier, das sich Tür an Tür zu der Meisterklasse an der Kunstgewerbeschule befindet. Nach geminsamen Aufträgen in Paris und Wien übernahm 1935 Oswald Haerdtl die Professur in der Fachklasse für Architektur von seinem früh verstorbenen Lehrer Oskar Strnad. Für die Weltausstellungen in Brüssel 1935 und in Paris 1937 errichtet er nach jeweils gewonnenen Wettbewerben die Pavillons der Republik Österreich. Bei diesen beiden Werken erreicht er eine außerordentlich hohe Architekturqualität und diese werden auch als seine Hauptwerke betrachtet.<BR/><BR/>Nach dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich am 13. März 1938 wurde er am Betreten der Hochschule gehindert. Ernsthafte Konsequenzen erwuchsen für ihn aus diesen Vorwürfen nicht, er betrieb allerdings subtilen Widerstand und ließ an der Rückwand seiner Klasse die Inschrift „Recht muß Recht bleiben“ anbringen. Ab 1938 führte er parallel zu seiner Fachklasse für Architektur auch die Fachklasse für gewerbliche und industrielle Gestaltung an der Wiener Kunstgewerbeschule.
Die Auftragslage seines Ateliers war nach der Machtübernahme für längere Zeit schlecht und Oswald Haerdtl beschäftigte sich intensiver mit Produktentwürfen für Deutsche Werkstätten Hellerau, Berndorfer Metallwarenfabrik, Welz, aber auch für die Stadtverwaltung Mannheim und die Stadt Wien. Im besetzten Polen sah er Auftragspotential und eröffnete in Krakau ein Filialbüro, das kriegsbedingt später nach Breslau umzog.
Haerdtl engagierte sich sofort wieder beim Werkbund und mit Gespür für gesellschaftliche Veränderung forderte er eine intensivere Beschäftigung des Werkbundes mit Industrieprodukten, sowohl vom sozialen, politischen als auch gestalterischem Blickpunkt. Er begründete die österreichische CIAM-Gruppe neu, die durch die Emigration von Josef Frank und Walter Loos vor dem Krieg Ihre Vertreter verloren hatte.