Ludwig Heinrich Jungnickel (* 22. Juli 1881 in Wunsiedel; † 14. Februar 1965 in Wien) war ein deutsch-österreichischer Maler und Illustrator, der vor allem durch seine Tierbilder bekannt Jungnickel war der Sohn eines Tischlers. 1885 übersiedelte die Familie nach München, wo er die Kunstgewerbeschule besuchte.
Nach dem Tod seiner Mutter wanderte er mit seinem jüngeren Bruder 1897 nach Rom, wo er beider Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Zeichnungen an Touristen verdiente. Der italienische Archäologe Orazio Maruchi ermöglichte es ihm, in den Sammlungen des Vatikans Kopien von den dortigen Bildern anzufertigen.
Deren Qualität war so gut, dass man ihm eine Ausbildung zum Kirchenmaler vorschlug. Zu diesem Zweck wurde Ludwig Heinrich Jungnickel Zögling im Kloster Tanzenberg bei Klagenfurt. 1899 zog er nach Wien und schrieb sich an der Wiener Akademie in der Allgemeinen Malerschule bei Christian Griepenkerl ein. Um 1900 war er für den Kölner Schokoladeproduzenten Ludwig Stollwerck mit Entwürfen für Stollwerck-Sammelbilder tätig.
Nach der Rückkehr von einer Ungarnreise inskribierte er sich 1902 bei Alfred Roller an der Kunstgewerbeschule des k. k. Museums für Kunst und Industrie.
1905 ging Jungnickel nach München an die Akademie der bildenden Künste zu Professor Marr und kehrte 1906 an die Wiener Akademie der bildenden Künste (William Unger) zurück. Der künstlerische Durchbruch gelang ihm durch die Veröffentlichung von Bildern in Schablonenspritztechnik, die er nach der Kunstzeitschrift The Studio erfunden hatte.
1906 stellte er an der Wiener Secession aus, deren Mitglied er aber nie wurde. Als Mitarbeiter der Wiener Werkstätte entwarf er Gläser, Vasen, Stoffe, Tapeten, Teppiche, Gebrauchsgrafiken und Postkarten. Sein wohl bedeutendstes Werk für die Wiener Werkstätte waren Entwürfe eines Tierfrieses für ein Kinderzimmer im Palais Stoclet in Brüssel.
In der Kunstschau 1908in Wien stellte Ludwig Heinrich Jungnickel seine ersten Farbholzschnitte aus, denen 1909 eine Serie von Farbholzschnitten von Tieren aus dem Tiergarten Schönbrunn folgte. Für seine Farbholzschnitte wurde Jungnickel internationale Anerkennung zuteil.
Bei der Internationalen Kunstausstellung 1911 in Rom erhielt er den Grafikerpreis, in Amsterdam die goldene Medaille. In Leipzig wurde ihm 1914 die Staatsmedaille der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Grafik Bugra verliehen und 1915 in San Francisco die Silber- und Bronzemedaille der Internationalen Ausstellung.
1911 erhielt Ludwig Heinrich Jungnickel die Professur an der Fachklasse für Graphische Kunst in Frankfurt. Im gleichen Jahr präsentierte er Farbholzschnitte mit Ansichten von Frankfurt, die in Fachkreisen enthusiastisch aufgenommen wurden. Ein Jahr später – 1912 – kehrte er nach Wien zurück und beschäftigte sich mit Tapetenentwürfen, der Gestaltung von Exlibris und fertigte weitere Tierholzschnitte an. Studienreisen führten Ludwig Heinrich Jungnickel 1912 nach Bosnien und in die Herzegowina und 1914 nach Ungarn. Hauptthema auf diesen Reisen waren Menschen (Porträts, Volksszenen und Akte).